Nach den neuesten Daten von Eurostat sind Millionen von Europäern immer noch von Armut bedroht, sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch bei der sozialen Eingliederung und Integration. 21,9 % der gesamten EU-Bevölkerung sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht (z.B. Bulgarien 32,8 %, Griechenland 31,8 %, Lettland 28,4 %, Zypern 23,9 %, Polen 18,9 %, Deutschland 18,7 % im Jahr 2018). Jugendliche, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, Migranten und nationale Minderheiten u.a. sind oft unzureichend in die gesellschaftlichen und kulturellen Prozesse eingebunden. Diese Gruppen haben einen geringeren Zugang zu Bildungs- und Kulturangeboten, da es finanzieller Ressourcen, Informationen über die Möglichkeiten und oft auch Ermutigung zur Teilnahme bedarf. In der Europäischen Union nehmen nur 11,1 % der Erwachsenen am lebenslangen Lernen teil (z. B. Bulgarien 2,5 %, Griechenland 4,5 %, Polen 5,7 %, Lettland 6,7 %, Zypern 6,7 %, Deutschland 8,2 % im Jahr 2018).
Während das kulturelle Erbe als etwas aus der Vergangenheit geerbtes definiert wurde, ist es in vielerlei Hinsicht eine zeitgenössische und "lebendige" kulturelle Ressource in Europa. Sowohl die Erhaltung als auch die Inwertsetzung des kulturellen Erbes eröffnen erhebliche Chancen für die lokale und regionale Entwicklung. Kulturelles Erbe besitzt einen wichtigen intrinsischen und gesellschaftlichen Wert. In seinen materiellen und immateriellen Erscheinungsformen ist das Kulturerbe entscheidend für die lokale Identität, da es das gemeinsame Verständnis und den Gemeinschaftssinn fördert und sich positiv auf den sozialen Zusammenhalt auswirkt. Kulturelles Erbe kann eine wichtige Rolle bei der Förderung von Bürgerbeteiligung und kulturerbebasierten partizipativen Prozessen in Städten und Regionen spielen und so neue Modelle der Multi-Stakeholder-Governance fördern. Kulturelles Erbe ist auch besonders relevant, wenn es darum geht, den Dialog zwischen den Generationen und lebenslanges Lernen zu fördern. Die Unterstützung und Mobilisierung lokaler Akteure, die die gesellschaftliche Integration und soziale Inklusion durch die Zugänglichkeit des kulturellen Erbes erleichtern, wird zu einem inklusiven Wachstum mit einer gut funktionierenden demokratischen, inklusiven Gesellschaft führen, die auf Solidarität und gleichberechtigtem Zugang zu Kultur und damit verbundenen Dienstleistungen basiert.
Das Projekt Living Heritage 4 All steht im Zusammenhang mit dem Europäischen Jahr des Kulturerbes (2018). Laut einer Eurobarometer-Umfrage glauben 8 von 10 Europäern, dass kulturelles Erbe wichtig ist, nicht nur für sie persönlich, sondern auch für ihre Gemeinde, ihre Region, ihr Land und die EU als Ganzes. Eine sehr große Mehrheit ist stolz auf das kulturelle Erbe, egal ob es sich in der eigenen Region oder im eigenen Land oder in einem anderen europäischen Land befindet. Während des gesamten Jahres 2018 und darüber hinaus ermöglichen Tausende von Initiativen und Veranstaltungen in ganz Europa den Bürgerinnen und Bürgern mit unterschiedlichem Hintergrund, die reiche kulturelle Vielfalt Europas zu erkunden und darüber nachzudenken, wie sie für künftige Generationen erhalten werden kann.
Die Ziele des Projekts sind:
- Die Zugänglichkeit von Bildungsangeboten für benachteiligte Gruppen zu erhöhen;
- Verbesserte Möglichkeiten zur Erforschung des europäischen Kulturerbes für gefährdete Gruppen;
- Menschen aus gefährdeten Gruppen durch neue Trainingsmöglichkeiten im Bereich des europäischen Kulturerbes zu motivieren und zu befähigen.
Die operativen Ziele des Projekts sind:
- Eine vergleichende Studie über die traditionellen Feste und Lebensmittel oder Aktivitäten im Zusammenhang mit diesen Ereignissen in jedem Land/jeder Region zu erstellen;
- Eine Sammlung von Workshops zu erstellen, die das kulturelle Erbe jedes Landes vorstellen und eine Möglichkeit bieten, das europäische Kulturerbe für jedermann zu erkunden;
- Entwicklung eines Leitfadens für Trainer mit einer Sammlung von Empfehlungen und Best Practices für die Förderung des kulturellen Erbes, um gefährdete Gruppen zu stärken;
- Eine Heritage4All Online-Lernplattform mit Online-Lernressourcen zu erstellen;
- Bereitstellung von Trainingsmöglichkeiten für erwachsene Trainer und erwachsene Lernende aus gefährdeten Gruppen.
Die Zielgruppen des Projekts sind:
- Erwachsenenbildner, Organisationen, die im Bereich kultureller Aktivitäten tätig sind, Organisationen, die im Bereich der Erwachsenenbildung und -ausbildung tätig sind, Vertreter im Bereich sozialer Angelegenheiten, lokale, regionale und nationale öffentliche Behörden und politische Entscheidungsträger;
- Endbegünstigte: gefährdete Gruppen der Gesellschaft, einschließlich Migranten, ethnische Minderheiten, Jugendliche, Senioren, Menschen aus benachteiligten Gebieten, Menschen mit Behinderungen etc;
- Indirekt Begünstigte: lokale Gemeinschaften.
Das Projekt hat eine echte europäische Dimension in seinem Design. Die Partner kommen aus sechs verschiedenen europäischen Ländern und das Projekt wurde so konzipiert, dass jeder Partner seine Erfahrungen, sein Fachwissen und seine Kapazitäten zur Lösung gemeinsamer Probleme einbringt. Die transnationale Zusammenarbeit wird die bisherigen Erfahrungen und Kompetenzen aller Projektpartner in der Erwachsenenbildung nutzen und damit auch den Mehrwert der bisherigen Projekte und Aktivitäten, die von den Projektpartnern durchgeführt wurden, erhöhen. Das transnationale Team wird uns helfen, einen europäischen Ansatz in der Erwachsenenbildung zu verfolgen, indem wir Erfahrungen und Best Practices austauschen und zusammenarbeiten, um die bestmögliche Qualität zu gewährleisten. Die gemeinsame Aktion in diesem Bereich wird zu gegenseitiger Offenheit, Respekt und Unterstützung der kulturellen Vielfalt beitragen.
Homepage Living Heritage 4 All
2020-1-LV01-KA204-077529
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